Sonderfahrt auf der Mainschleifenbahn
Auf Einladung der Grünen Landtagsfraktion fuhr ich als Vertreterin des Arbeitskreises Fuchstalbahn in der UIP e. V. am 17. Juni 2023 nach Seligenstadt bei Würzburg, um an einer Sonderfahrt auf der Mainschleifenbahn bis nach Volkach-Astheim teilzunehmen.
Solche Sonderfahrten fanden zuvor schon auf der heimischen Fuchstalbahn-Strecke von Landsberg nach Schongau im Juli 2021, der Hesselbergbahn von Nördlingen bis Wassertrüdingen im Mai 2022, der Chiemgauer Lokalbahn LEO von Bad Endorf bis Obing im Juli 2022 und der Ilztalbahn zwischen Passau und Freyung im Dezember 2022 statt.
Ziel der Grünen Landtagsfraktion ist die Reaktivierung von Bahnstrecken in Bayern: Sie wollen das größte von der bayerischen Staatsregierung installierte Hemmnis – das sog. 1000er-Kriterium – beseitigen und sinnvolle Voraussetzungen für Strecken-Wiederbelebungen wie in Baden-Württemberg oder in Hessen erarbeiten.
Am Bahnhof Prosselsheim erklärte der verkehrspolitische Sprecher Dr. Markus Büchler, dass die Bahn das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs ist und ein wichtiger Schlüssel sei, um die Klimaziele in Bayern zu erreichen. MdL Paul Knoblach aus Schweinfurt ergänzte: „Die ökologische Mobilitätswende erreichen wir nur mit mehr Bahnverbindungen, nicht mit weniger.“
Im voll besetzten roten Schienenbus saßen mehrere unterfränkische Abgeordnete, der Fraktionsvorsitzende der Landtagsgrünen Ludwig Hartmann, Kreis- und Stadträte aus der Region und zahlreiche Vertreter von bayerischen Reaktivierungsinitiativen. Sie alle zollten den Aktiven des Fördervereins ihren Respekt und ihren Dank für ihr jahrzehntelanges Engagement. Hartmann: „Ihre Weitsicht beweist, dass die Menschen in Bayern in vielen Bereichen weiter sind als die Staatsregierung.“
Während der Sonderfahrt erklärte Dr. Wolfgang Schramm (Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn), dass sich ein starkes Bündnis für die Reaktivierung der Mainschleifenbahn einsetzt.
In 22 Minuten von Volkach nach Würzburg fahren – ohne Stau und Feinstaubbelastung – das ist nur mit der Bahn möglich. Damit Pendler und Touristen in naher Zukunft in diesen Genuss kommen, gehen drei Landräte, vier Bürgermeister und Vertreter der Wirtschaft in die Offensive und ziehen gemeinsam an einem Strang, um die Reaktivierung der Mainschleifenbahn voranzutreiben.
Bei einer Pause am Mainschleifen-Aussichtspunkt Escherndorf-Vogelsburg gelang dem Fotografen dieser Schnappschuss: Ein Gruppenbild ausschließlich mit Damen!
Alle waren sich darin einig: „Wer den ländlichen Raum ehrlich stärken will, der muss den öffentlichen Nahverkehr ausbauen für die Menschen vor Ort”. Nicht nur diese (kommunal)-politisch aktiven Frauen wünschen sich ein modernes und klimafreundliches Nahverkehrsangebot…
Bayern habe noch viel Potenzial. Die Staatsregierung sei nun in der Pflicht, sie muss ihre eisenbahn-feindliche Politik endlich ändern und sich zur Bahn im ländlichen Raum bekennen.
Die Mainschleifenbahn quert vor Volkach-Astheim den Quittenlehrpfad.
Der 3,5 km lange Rundwanderweg durch das für Naturtouristen erschlossene Quittenreservat beginnt an den Gleisen der Mainschleifenbahn am westlichen Ende der Mainbrücke in Volkach-Astheim. Auf 12 Thementafeln entlang der Route (auf dem Foto ist rechts eine Info-Stele zu sehen) werden interessante und wissenswerte Details über diese fast vergessene Obstart vermittelt.
Am denkmalgeschützten Brückenzollhaus in Volkach-Astheim endete die Sonderfahrt.
Im zweiten Obergeschoss dieses Hauses war bis zum Ende der 1950er Jahre die elektrische Schrankensteuerung untergebracht, das erste Obergeschoss diente als Wohnhaus für den Schrankenwärter. Im September 1968 überquerte der letzte Personenzug die Mainbrücke, das Schrankenhaus wurde funktionslos.
Die Stadt Volkach vermietete das Haus an den Förderverein Mainschleifenbahn, der es bis 2014 renovieren und in ein Museum zur Geschichte der Bahn umwandeln ließ.
Derzeit betreibt der Förderverein Mainschleifenbahn e.V. die Strecke als touristische Strecke im Freizeitverkehr. Das nötige Fahrgastpotenzial von mehr als 1000 Fahrgästen/Tag ist vorhanden, so eine Untersuchung, die am Geographischen Institut der Uni Würzburg entstanden ist.
Ziel ist die Betriebsaufnahme der Mainschleifenbahn im Regelbetrieb bis zum Fahrplanwechsel 2027.
Aktuell wird ein positiver Nutzen-Kosten-Faktor erwartet, damit ist die Förderung der Reaktivierung mit Zuschüssen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) durch den Bund bis zu 90 % möglich.
Wer mit dem Bus von Würzburg oder Schweinfurt aus anreist, der entdeckt in der Nähe des Busbahnhofs das liebevoll renovierte ehemalige Bahnhofsgebäude in Volkach. Einst war der Bahnhof Dreh- und Angelpunkt für Bahnreisende und Güterzüge. Der alte Bahnhof beherbergt heute u. a. ein öffentliches behindertengerechtes WC.
Irmgard Schreiber-Buhl, Schongau
(Text und Fotos)
1 Kommentar
Schöner und informativer Bericht über eine Reaktivierungsinitiative, die offenbar schon weiter ist als die unsrige. Das sollte doch Mut machen!