Der Vortrag zeigt Fotos der alpinen Flora der Ammergauer Alpen, die bei 13 Pflanzenwanderungen entstanden sind, teils in den 90er Jahren, teils 2012.
Die Absicht ist, die landschaftliche Schönheit und die botanische Vielfalt der Ammerberge deutlich zu machen. Eine besondere Rolle spielt dabei der subalpine Bergmischwald. Daran schließen sich Überlegungen und Thesen zum geplanten „Nationalpark Ammergebirge“.
Zur Einstimmung ein paar grundsätzliche Erwägungen zu der Frage: Brauchen wir einen „Nationalpark Ammergebirge“?
Nationalparke sind Refugien für seltene und vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten – für ganze Lebensgemeinschaften. Dass wir so etwas in einer Zeit zunehmender Technisierung der Umwelt und eines gravierenden Artensterbens brauchen, steht außer Zweifel.
Nun ist das Ammergebirge schon seit vielen Jahren Naturschutzgebiet und könnte so den Schutzzweck erfüllen. Was bringt ein Nationalpark mehr?
Im § 24 (2) Bundesnaturschutzgesetz steht: „Nationalparke haben zum Ziel, in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen.“
Ein Nationalpark bringt also tatsächlich erheblich mehr als ein Naturschutz-gebiet. Es ist – vor allem in der sog. Kernzone, die möglichst unberührt bleiben soll – ein Mehr an Erlebniswert für die Menschen, die den Nationalpark besuchen. Umfragen haben ergeben, dass bei den Menschen die Sehnsucht wächst, unberührte Natur zu erleben, sozusagen die Wildnis zu erleben. Was sonst nur in fernen Ländern (USA, Afrika …) möglich ist, soll hier „vor der Haustür“ geboten werden: Wildnis im natürlichen Bergmischwald, wie sie vor Jahrtausenden war.
Nun ja, wir haben schon zwei Nationalparke in Bayern: Im Bayerischen Wald und in den Berchtesgadener Alpen. Das Besondere am Ammergebirge ist eben der natürliche Bergmischwald, der hier noch erhalten ist. Außerdem: Dieser eher kleine Teil der Alpen weist wegen seiner großen geologischen Vielfalt auch einen großen Artenreichtum der alpinen Flora auf (das Ammergebirge muss sich da vor den Allgäuer und den Lechtaler Alpen nicht verstecken!) und bietet Lebensraum für bedrohte Tierarten, z.B. die Charaktervögel der Bayerischen Alpen: Auerwild und Birkwild.
Zudem zeigt die Erfahrung anderer Länder, dass Nationalparke ausgesprochene Hotspots für den Tourismus sind. Ein „Nationalpark Ammergebirge“ wäre eine ebenso große Touristen-Attraktion wie die berühmten Königsschlösser, von denen ja zwei in den Ammergauer Alpen liegen!
Daher ist es schwer verständlich, dass sich die Anliegergemeinden gegen den geplanten Nationalpark stemmen. Anscheinend grassieren hier noch Urängste, „der Naturschutz könnte uns enteignen“ – welch ein Unsinn! Gerade die Anliegergemeinden hätten den größten Gewinn vom Nationalpark (wachsender Tourismus!) und sie würden nichts verlieren, denn der geplante Nationalpark umfasst ausschließlich Staatswald.
Tatsächlich kommt der entscheidende Widerstand vom Staatsforst. Da muss sich der Freistaat Bayern allerdings fragen lassen, wie er es mit dem Naturschutz hält, der seit 1994 als Staatsziel im Grundgesetz (Art. 20a) und schon seit 1984 in der Bayerischen Verfassung (in Art. 141(1)) verankert ist. Oder haben im Zweifelsfall doch wirtschaftliche Interessen den Vorrang?
Zusammenfassend kann man sagen: Nationalparke sind ein Symbol für die Wertschätzung der Natur durch den Staat und die Gesellschaft. Bei Abwägung aller, auch der übergeordneten Interessen, kann die Entscheidung nur heißen: Ja für den Nationalpark Ammergebirge!
Alfred Gößmann