Am 27. November stellte die Ammer-Allianz beim monatlichen Treffen der Umweltinitiative Pfaffenwinkel in Peiting ihre Arbeit vor. Claire Tranter, die im Auftrag des World Wildlife Fund for Nature (WWF) das Projekt „Wildflusslandschaft Ammer“ leitet, und Bernhard Küstner, der Koordinator der Ammer-Allianz, machten dies so überzeugend, dass der UIP-Vorstand spontan beschloss, Mitglied der Ammer-Allianz zu werden.
Die Ammer-Allianz ist kein Verein, erläuterte Bernhard Küstner, sondern ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen wie dem Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz, dem Fischereiverband Oberbayern, dem Bayerischen Kanuverband, dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim, dem WWF und anderen. Seit 1999 setzt sie sich dafür ein, dass die Ammer wieder zu einem möglichst naturnahen Flusssystem und gleichzeitig der Hochwasserschutz verbessert wird. Die noch bestehende Wildflusslandschaft, zu der auch die Auen und der Zufluss Linder gehören, sollen erhalten werden. Ein Ziel hat die Ammer-Allianz übrigens bereits erreicht: Die in ihrer Präambel von 1999 geforderte Ausweisung als FFH-Gebiet (Natura 2000) ist 2006 gelungen: Derart geschützt sind nun die „Ammer vom Alpenrand bis zum NSG Vogelfreistätte Ammersee-Südufer“, also der Fluss und seine Auen ab Altenau sowie die Halbammer ab Unternogg.
In ihrem Oberlauf (bis Peißenberg) fließt die Ammer noch relativ ungestört, wenn man absieht von dem bereits Ende des 19. Jahrhunderts für die Versorgung der Ammergaubahn gebauten Kraftwerk Kammerl bei Saulgrub. Aber weiter unten wurden in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts, als Hungersnöte drohten, Flächen trocken gelegt und der Lauf der Ammer von vorher 27 Kilometer auf 14 Kilometer verkürzt. Dämme sollten vor Hochwasser schützen und Querverbauungen das ständige Eintiefen der Ammer verhindern.
Die Ammer-Allianz will dem Fluss mehr Raum geben, sodass Hochwasser weniger Schäden verursachen kann: „Wer am Wasser baut, muss mit nassen Füßen rechnen.“ Doch immer noch werden viel zu nah an der Ammer Gebäude errichtet.
Baufällige Wehre sollen naturnah erneuert werden: Zur „Renaturierung“ werden raue Rampen und Sohlgleiten gebaut, die das Eintiefen verhindern und von Fischen leichter zu überwinden sind.
Die Stromerzeugung an der Ammer ist erst seit dem Inkrafttreten der Einspeisevergütung lukrativ. Aber der Schaden durch ein Kraftwerk sei größer als der Nutzen. 2009 sammelte die Ammer-Allianz Unterschriften gegen den Bau neuer Kleinkraftwerke und legte sie Landrat Friedrich Zeller und dem damaligen Umweltminister Markus Söder vor. Ein Jahr später sagte Söder bei einer Besichtigung der Staustufe in Wielenbach, die Ammer müsse als Wildfluss erhalten werden, neue Kraftwerke dürfe es nicht geben. Auch Umwelt-Staatssekräterin Melanie Huml äußerte sich vor Kurzem entsprechend: Der Bau von rauen Rampen und Sohlgleiten habe Vorrang vor dem Kraftwerksbau. Die Ertüchtigung bestehender Kraftwerke sei allerdings wünschenswert.
In diesem Punkt hat bei der Umweltinitiative Pfaffenwinkel ein Umdenken stattgefunden: Denn noch vor drei Jahren befürwortete die UIP „landschafts- und fischschonende Verfahren zur Stromgewinnung, damit [mit den Erlösen, C. F.-W.] die Renaturierungsmaßnahmen finanziert werden können“ (vgl. OHA, Februar 2010). Denn für den Fluss besser ist natürlich eine Renaturierung ohne Kraftwerke. Außerdem ist bis heute umstritten, ob es Kleinkraftwerke gibt, die tatsächlich keinen negativen Einfluss auf den Fischbestand haben.
Claire Tranter legte dar, wie der WWF seit 2010 versucht, die Ammer als einen der letzten weitgehend intakten deutschen nordalpinen Wildflüsse zu schützen. Sie arbeitet eng mit der Ammer-Allianz und mit der EU zusammen. Es gibt auch schon Erfolge: Dank einer gemeinsamen Finanzierung durch den Landesfischereiverband, die Bayerischen Staatsforsten sowie den WWF ist das Altwasser an der Schnalz entlandet worden. Auch andere Altwasserbereiche sollen aufgewertet und wieder als wertvoller Lebensraum für Fische und Amphibien zur Verfügung gestellt werden. Das Ammer-Loisach-Hügelland ist (zusammen mit den Lech-Vorbergen) in die Liste der 30 deutschen „Hotspots der biologischen Vielfalt“ aufgenommen worden, die das Bundesamt für Naturschutz gemeinsam mit den Bundesländern und dem Bundesumweltministerium erstellt hat. Der WWF bewirbt sich mit 19 anderen Institutionen um Fördermittel für Maßnahmen zu dessen Erhaltung.
In der Diskussion wies Hans Schütz darauf hin, dass die Wasserkraft bis 2021 in Bayern einen Anteil von 17 Prozent am Energiemix haben soll. Dies bedeutet gegenüber dem jetzigen Stand eine Erhöhung um zwei Prozent. 70 Prozent davon könnten durch Ertüchtigung der bestehenden Kraftwerke erreicht werden, den Rest sollen neu erbaute Kraftwerke beisteuern. Dass bei deren Planung nicht ein Fluss gegen den anderen ausgespielt wird, versucht die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Fluss-Allianzen zu verhindern. Die Ammer jedenfalls ist für die Stromerzeugung denkbar ungeeignet: An rund 180 Tagen im Jahr führt sie entweder zu viel oder zu wenig Wasser, um Strom zu produzieren.
Wenn es im Moment also recht gut ausschaut für die Zukunft der Ammer, braucht sie eine starke Lobby und die hat sie in der Ammer-Allianz. Damit diese Lobby noch ein bisschen stärker wird, schlug Hans Schütz vor, dass die UIP sie als Mitglied unterstützen soll. Diesem Vorschlag stimmten alle anwesenden Vorstandsmitglieder zu. Bernhard Maier bot sich als Ansprechpartner für die künftige Zusammenarbeit an und Werner Kjaer folgte der Einladung zu einem am 28. November stattfindenden Treffen der Ammer-Allianz in Wielenbach.