Am 5. Dezember fand in Füssen die Mitgliederversammlung des Fördervereins Nationalpark Ammergebirge statt, in dessen Beirat die UIP vertreten ist. Dort hielt der pensionierte Förster Axel Doering aus Garmisch-Partenkirchen einen spannenden Diavortrag. Nicht nur die Fotos begeisterten, sondern auch die Idee, den geplanten Nationalpark „König-Ludwig-Nationalpark“ zu nennen. Dieser werbewirksame Name hat allerdings nur eine Berechtigung, wenn auch das Schachenhaus im Nationalpark liegt. Denn dann wären außer Schloss Herrenchiemsee alle König-Ludwig-Schlösser im Nationalpark.
Axel Doering zeigte beeindruckende Bilder von Wäldern mit jahrhundertealten Bäumen, die unbedingt unter Schutz gestellt werden müssen. Sie sind vor allem in entlegenen Gebieten des Wettersteingebirges zu finden. Deshalb plädierte Axel Doering dafür, die Suchkulisse für den geplanten Nationalpark nach Osten (unter Aussparung der Skigebiete) bis zu Schloss Elmau und dem Ferchensee auszuweiten. Doering betonte allerdings, für ihn stehe der Schutz der alten Wälder im Vordergrund. Wenn dieser nicht anders zu erreichen sei müsse man ernsthaft über einen Nationalpark nachdenken.
Die Suchkulisse würde dann nicht nur das Schachenhaus umfassen, sondern zum Beispiel auch das Reintal und das Bergsturzgebiet an der Zugspitze. Als an deren Nordflanke vor etwa 3700 Jahren der Permafrost auftaute, stürzten rund 400 Millionen Kubikmeter Fels in den Eibsee und dessen Umgebung. Nach diesem geologischen Großereignis entstand dort ein Blockschutt-Karbonat-Wald, wo die Bäume sehr langsam wachsen und heute ein besonders großer Artenreichtum zu finden ist.
Muss man solche Wälder nutzen? Auch eine naturnahe Waldbewirtschaftung kann in dem hochsensiblen Ökosystem Bergwald Schäden anrichten. Abgesehen davon hat der dort zuständige Forstbetrieb Oberammergau noch kein genehmigtes „Regionales Naturschutzkonzept“ veröffentlicht. So ist der bisher teilweise praktizierte Schutz alter Bäume („Methusaleme“ und „Biotopbäume“) für die Zukunft nicht gewährleistet. Bäume in Gegenden, die früher als unzugänglich galten, sind nicht geschützt vor modernen Maschinen und „gnadenlos effizienter Waldbewirtschaftung“.
Früher war eine schwarze Null das Ziel eines Forstbetriebs, heute müssen die Bayerischen Staatsforsten 70 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaften. Weil also immer mehr Holz geschlagen werden muss, kommen auch die alten Bestände in Betracht. Die Nutzung des Waldes steht für Förster im Vordergrund, auch wenn sie sich als Naturschützer fühlen.
Aber wenn alte Wälder heute nicht auf Dauer geschützt werden, sind sie unwiederbringlich verloren. Im gesamten Bundesgebiet sind nur noch sehr kleine alte Waldflächen erhalten. 2007 hat Deutschland die Nationale Biodiversitätsstrategie erlassen und sich dadurch verpflichtet, bis zum Jahr 2020 auf 5 fünf Prozent der gesamten Waldfläche bzw. zehn Prozent der öffentlichen Wälder eine natürliche Waldentwicklung zu erreichen. Damit müssen wir jetzt beginnen – im Ammergebirge und im Wettersteingebirge.