Um die 20 Interessierte kamen auf Einladung der Bürgerinitiative Klimaforum AmmerLechLand am 11. September zur Besichtigung der »Pflanzeria« nach Peiting, um dort aus erster Hand zu erfahren, wie man eine gesunde Ernährung mit Klimaschutz und regionaler Wertschöpfung verbinden kann.
Seit vier Jahren betreibt die Familie Schleich aus Peiting den Gemüseanbau »Pflanzeria« nach dem Prinzip der »Solidarischen Landwirtschaft«. Das heißt: Das Gemüse wird nach der Ernte nicht etwa in Supermärkte geliefert, um dort verkauft zu werden. Klassisch kaufen kann man das Gemüse eigentlich gar nicht, man kann es nur im Abonnement und nur per Gemüsekiste beziehen. Wer bei der Pflanzeria ein Gemüseabo abschließt, kann sich von Mai bis Oktober wöchentlich eine Kiste mit frisch geerntetem Gemüse direkt am Acker abholen. Einfluss auf Menge und Inhalt haben die Abonnenten nicht: In die Kiste kommt das, was gerade reif ist. Bezahlt wird das Abo per Jahresbeitrag im Voraus, noch bevor überhaupt gepflanzt wird, denn die Anbaumenge richtet sich nach der Menge der Abnehmer. Die Vorteile dieses Konzepts: Keine Überproduktion, keine Verpackung, kurze Transportwege und garantiert erntefrisches Gemüse. „Das ist keine neue Idee, es gibt inzwischen viele solcher solidarischen Landwirtschaften“, sagt Johann Schleich während des Rundgangs. „Wir haben uns vorher einen ganz ähnlichen Betrieb in Lenggries angesehen, dort eine Führung mitgemacht und beschlossen, das hier in Peiting auch umzusetzen.“
Auf dem rund 1,5 Hektar großen Feld am Ortsausgang von Peiting wachsen jetzt Kohlköpfe, Möhren, Salat, Paprika, Erdbeeren, Kräuter und vieles mehr. Auch Exoten wie Mangold oder Flower Sprout, die man eher selten in Lebensmittelläden findet, sind darunter. Etwa 50.000 Jungpflanzen setzt Johann Schleich mit seiner Frau, seiner Schwiegermutter und zwei Angestellten im Jahr. Hinzu kommen noch Saaten. Obwohl die Region nicht gerade für den Gemüseanbau bekannt ist, klappt es bisher sehr gut. „Wir haben in Peiting richtig gute Böden“, erklärt Schleich. Nur die Zwiebeln machen in feuchten Jahren wie diesem Probleme, weil sie eher leichte, trockene Böden mögen. Auf einem weiteren Acker im Peitinger Süden wachsen zudem Kartoffeln und Dinkel. Letzteren nimmt der örtliche Bäcker Sesar gerne ab. Insofern fördert die Pflanzeria lokale und regionale Wirtschaftskreisläufe.
Weil der Acker vor der Nutzung durch die Pflanzeria nicht für den Biolandbau zertifiziert war, gilt der Betrieb noch als Umstellungsbetrieb. Erst ab dem nächsten Jahr kann die Zertifizierung als Biobetrieb erfolgen. „Den Vorgaben entsprechen wir aber schon heute“, sagt Schleich. So achtet der Betrieb beispielsweise sehr genau darauf, woher die Setzlinge stammen und wie gedüngt wird. Insektenvernichtungsmittel brauchte man bisher gar nicht. Beim Düngen geht Schleich sparsam vor und will die Bodenqualität auch dadurch erhalten, dass er eine gute Fruchtfolge wählt und im Winter Wickroggen sät, der den Boden bedeckt, schützt und mit Nährstoffen versorgt. Auch alle Gemüseabfälle aus dem Anbau bleiben auf dem Acker und werden wieder zu Humus.
Das Abo-Konzept und die regionale Direktvermarktung bieten viele Vorteile für den Klimaschutz. Für die Familie Schleich, die den Anbau im Nebenerwerb mit zwei Saisonarbeitskräften betreibt, ist es die einzig mögliche Form des Gemüseanbaus, weil sie das Ernterisiko auf alle Schultern verteilt. „Jeder verpflichtet sich, den vollen Jahresbeitrag zu zahlen, egal wie der Gemüseertrag ausfällt. Risiken wie Hagelschäden, Schädlinge oder eine verkürzte Saison durch einen frühen Wintereinbruch werden von allen getragen“, erklärt Schleich. Die Gemüsemenge kann deshalb auch mal schwanken. „Bisher waren die Kisten aber immer gut gefüllt“, betont er.