In einer Reihe fanden Ende Juni in Fuchstal-Leeder und unlängst am 11.11.22 im Ballenhaus Schongau Info-Veranstaltungen zur Reaktivierung der Fuchstalbahn statt. Geladen waren jedesmal Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte sowie interessierte Bürger und Bürgerinnen betroffener Gemeinden. Ebenso waren Kreisräte und die Landrätin des Kreises Weilheim-Schongau eingeladen.
Eingangs konnten Kreiskämmerer Norbert Merk als Vertreter der Landrätin des Landkreises Weilheim-Schongau Jochner-Weiß, die Bürgermeister von Hohenfurch Guntram Vogelsgesang, Erwin Karg aus der Gemeinde Fuchstal sowie der 1. Bürgermeister der Stadt Schongau begrüßt werden. Falk Sluyterman hielt ein Grußwort, in dem er betonte, dass die Kommunen Peiting, Schongau, Altenstadt und Hohenfurch mit 30 000 Einwohnern ein Mittelzentrum sind, für dessen Anbindung die Fuchstalbahn von hoher Bedeutung sei.
Danach hielten in der gut besuchten Veranstaltung drei Referenten, ausgehend vom Allgemeinen zum Konkreten, anhand ihrer Präsentationen Impulsreferate, die anschließend zu angeregten Fragen und Diskussionen aus der Zuhörerschaft führten. Daniela Puzzovio, 2. Bürgermeisterin von Schongau, moderierte die Veranstaltung.
Thomas Frey vom BUND Naturschutz (Regionalreferent Schwaben) spannte den Bogen vom Kampf um die Pariser Klimaziele bis hin zum geforderten Ausbau des Nahverkehrs auf der Schiene. Er forderte u. a., dass der ländliche Raum im Vergleich zu städtischen Großprojekten (Stammstrecke) nicht vernachlässigt werden dürfe. Ländlicher Raum braucht aus Gründen des Klimaschutzes, der Daseinsfürsorge und der Gerechtigkeit ein gutes ÖPNV-Angebot auf zentralen Achsen. Der öffentliche Nahverkehr ist Teil der Daseinsfürsorge und der Freistaat müsse mehr eigenes Geld für Nahverkehrsinvestitionen ausgeben. Er schloss seinen Vortrag mit dem Fazit, dass die Reaktivierung der Fuchstalbahn sehr gut in diese Strategie zum Ausbau des Nahverkehrs passen würde.
Norbert Moy von Pro Bahn beschrieb den Stand von Bahnreaktivierungen in Deutschland. Im Vergleich mit anderen Bundesländern rangiert der Freistaat Bayern im hinteren Bereich. Die Hürden für eine Reaktivierung sind exorbitant hoch und deren Diskussion wird vom Freistaat flach gehalten. Norbert Moy referierte gute Gründe für Schienenverkehr: u. a. dass Bahnen energieeffizient und gut für den Klimaschutz sind, für mehr Lebensqualität im Alltag sorgen, Arbeitsplätze schaffen, ein wichtiger Standortfaktor und platzsparend sind sowie der Gesellschaft Geld sparen.
Anhand von drei gelungenen Beispielen, u. a. die Strecke Frankenberg – Korbach in Nordhessen, die in vielerlei Hinsicht der Fuchstalbahn ähneln, verdeutlichte er ihren Erfolg und dass Angebote entgegen der anfänglichen Prognosen angenommen werden. Das drückt sich in deutlich gestiegenen Fahrgastzahlen aus, je länger die reaktivierte Strecke existiert.
Verkehrsingenieur Andreas Holzhey ging anschließend auf die Fuchstalbahn als wesentliche Verbesserung der Verkehrsanbindung des westlichen Landkreises Weilheim-Schongau und des Fuchstals ein. Eingangs stellte er die stetig wachsenden Einwohner-, Arbeitsplatz- und Pendlerzahlen der letzten 20 Jahre in der Region sowie die wachsenden Verkehrsströmen auf der B 17 entlang der Bahnlinie dar. Danach ging er auf Eckpunkte der Fuchstalbahn selbst ein und beschrieb Durchschnittsgeschwindigkeiten (80-100 km/Std.), mögliche Bahnhalts, die in allen Gemeinden entlang der Strecke machbar sind sowie die immer wieder zu Diskussionen führende Problematik von Bahnübergängen. Auch der völlig unzureichende Buslinienverkehr zwischen Schongau und Landsberg wurde dargestellt. Ein weiterer Schwerpunkt seines Vortrages war die überregionale Bedeutung der Fuchstalbahn auf die benachbarten Schienennetze, z. B. die Schließung einer klaffenden Lücke im regionalen Schienennetz sowie die Anbindung der Region über Kaufering ins Allgäu und nach München. Ebenso hervorzuheben ist die Anbindung in Augsburg an den deutschlandweiten und europäischen Fernverkehr.
In einer angeregten und interessierten Diskussion wurden anschließend seitens Bürgern und Gemeinderäten eine Reihe von Fragen gestellt, u. a. nach der derzeitige Haltung der Anrainergemeinden zur Fuchstalbahn. Weitere Fragen betrafen Bahnübergänge oder unter welchen Bedingungen die für das Weiterkommen notwendige Fahrgastanalyse erstellt werden kann.
In einem Statement erklärte Bürgermeister Karg, dass die Gemeinde Fuchstal hinter der Fuchstalbahn stehe und bereit sei, für den barrierefreien Ausbau eines Bahnhalts 600 000 Euro zu investieren. Bürgermeister Sluyterman führt aus, dass sich der Stadtrat von Schongau vor kurzem aufgrund eines Antrags der CSU-Fraktion einstimmig für eine Reaktivierung der Fuchstalbahn ausgesprochen hat.
Die Rückmeldungen an den Arbeitskreis Fuchstalbahn als Organisator waren durchwegs positiv. Der Tenor: Eine gelungene Veranstaltung. Solch eine Veranstaltung bildet ein Forum, bei dem der Bekanntheitsgrad der Fuchstalbahn gesteigert werden und ein lebendiger Austausch sowie die Beantwortung drängender Fragen stattfinden kann. Die Reaktivierung der Fuchstalbahn dient mit dazu, das Thema Verkehrswende in der Mitte unserer Gesellschaft ankommen zu lassen.
Harald Baumann