Am 1. Juni hat es den ganzen Tag ununterbrochen heftig geregnet. Das hat mehr als die Hälfte der angemeldeten Teilnehmer abgehalten, zu der von der UIP veranstalteten Frauenschuh-Führung zu gehen. So konnte Fridolin Schwarz, Natur- und Landschaftsführer aus Steingaden, die Frauenschuhvorkommen am Lech nur einem kleinen Grüppchen zeigen.
Er führte uns zu dem Naturschutzgebiet an der Litzauer Schleife. Dort dürfen und sollen Rinder weiden, damit das Gras in der Wacholderheide nicht zu hoch wächst. Aber an wenigen Stellen fühlt sich auch der streng geschützte Gelbe Frauenschuh wohl und Fridolin Schwarz hat in den letzten Jahren immer wieder beobachtet, dass dieser Frauenschuhbestand von den Rindern zertrampelt und zerrupft wurde. Deshalb setzt er sich seit Längerem für einen stabilen Zaun ein, der die Tiere (und vielleicht auch Menschen) fernhält.
Bei unserer Führung konnten wir feststellen, dass inzwischen die Frauenschuhbuschen (bis auf einen) von einem Stacheldrahtzaun geschützt werden. Man kann die Pflanzen noch gut sehen, sie aber nicht anfassen oder aus der Nähe zu betrachten, ohne über den Zaun zu steigen. Die Blüten begannen gerade, sich zu öffnen, sie machten einen gesunden Eindruck, auch wenn Fridolin Schwarz meinte, im letzten Jahr sei der größte Buschen noch größer gewesen.
Der Gelbe Frauenschuh vermehrt sich einerseits über die Samen der Kapselfrüchte, die im Frühherbst vom Wind verteilt werden. Die Keimung des Samens und die weitere Entwicklung der Pflanze erfolgt in Symbiose mit einem Wurzelpilz (Mykorrhiza). Die Entwicklung bis zur ausgewachsenen Pflanze dauert mehrere Jahre und findet zunächst unter der Erde statt. Nach vier bis acht Jahren wird das erste grüne Blatt angelegt. Bis eine Pflanze wieder Samen bilden kann, vergehen ungefähr 15 Jahre.
Aber der Frauenschuh verbreitet sich auch mithilfe seines Wurzelgeflechts. Dieses „Rhizom“ speichert die Energie, die die Pflanze den Sommer über aufgenommen hat. Im Herbst sterben die Blätter ab und das Wachstum findet unterirdisch statt. So können stattliche „Horste“ entstehen und Jahrzehnte alt werden – wenn die Pflanze im Boden nicht gestört wird.