Blühender Pfaffenwinkel?

Marcus Haseitl

Marcus Haseitl

Vortrag von Marcus Haseitl motiviert zum Umdenken

Wie schön wäre es, wenn auch im Pfaffenwinkel an Feld- und Straßenrändern bunte Blumen blühen dürften! Gemüsegärten werden zur Augenweide, wenn zwischendrin Borretsch oder Kornblumen stehen. Statt Geranien könnten auch bei uns in Balkonkästen Fächerblumen und Küchenschellen wachsen.

Mit solchen Maßnahmen machen wir unsere Umgebung nicht nur bunter, sondern auch wieder bienen- und insektenfreundlicher. Ganz konkrete Vorschläge nahmen die 80 Besucher mit nach Hause, die zu dem Vortrag „Blühende Landschaft“ von Marcus Haseitl am 9. Februar nach Peiting gekommen waren. Eingeladen hatten die Umweltinitiative Pfaffenwinkel und der Kreisverband für Gartenkultur und Landespflege Weilheim-Schongau e. V.

Die Kulturlandschaft hat sich verändert: In einer intensivierten Landwirtschaft wird häufiger gemäht, mehr insektenvernichtende Chemikalien werden verspritzt und weniger Flächen unbearbeitet gelassen. So haben sich die Lebensbedingungen für Hummeln und Wildbienen, Schmetterlinge und Honigbienen in den letzten Jahrzehnten ständig verschlechtert. Weil sie wenig oder nur einseitige Nahrung finden, werden sie anfällig für Krankheiten und können nur wenige Nachkommen durchbringen. Ganze Völker gehen ein, mehr als die Hälfte der Wildbienen- und Hummelarten sind vom Aussterben bedroht oder schon ausgestorben.

Eine „blühende Landschaft“ würde ihnen helfen – und unser Überleben sichern. Denn 80 Prozent unserer einheimischen Blütenpflanzen benötigen Fremdbestäubung. Die Honigbienen sind (nach Rindern und Schweinen) die drittertragreichste Tierart – wegen ihrer Bestäubungsleistung an Kulturpflanzen. Für 100 Gramm Honig hat eine Biene eine Million Blüten besucht und nebenbei unsere Obstbäume und Gemüsepflanzen bestäubt. Nach Erhebungen von Professor Tautz an der Universität Würzburg benötigt ein Bienenvolk im Mittelwert zum Überleben 270 Kilogramm Honig – das sind dann 27 Milliarden Blütenbesuche.

Straßenbegleitblumen

„Straßenbegleitbunt“

Wenn wir in unseren Gärten und Balkonkästen, auf Verkehrsinseln und „Blühstreifen“ mehrjährige Wildblumenmischungen säen, bauen wir den Insekten Überlebensbrücken und tun uns etwas Gutes. Fetthennen und Efeu, Kätzchenweiden und wilder Wein ziehen Bienen an. Aber nur ungefüllte „Vulgaris“-Sorten können von den Insekten genutzt werden. Auf der Internetseite www.blühende-landschaft.de finden sich „erprobte Handlungsempfehlungen“.

Landwirte können in der Grünlandbewirtschaftung Ecken oder Streifen stehen lassen und nur jedes zweite Mal mähen. Wenn sie klug sind, benutzen sie kräuterreiches Heu als „Stallapotheke“ und senken damit ihre Tierarztkosten. Kreuzhefespendende Wiesenblumen im Futter sorgen noch dazu für eine bessere Futterverwertung und gesteigerte Fruchtbarkeit. Auch im Ackerbau gibt es zahlreiche praktizierte Methoden, die zum Nutzen von Bauer und Biene sind.

Einige Gemeinden haben begonnen, das öffentliche Grün in öffentliches Bunt zu verwandeln, und müssen deshalb weniger mähen und gießen. Marcus Haseitl konnte begeisternde Beispiele aufzeigen. Dies erfordert ein Umdenken bei den Kommunen, aber auch bei den Bürgern. Der erste Schritt dazu ist Einsicht in die Notwendigkeit. Zur Belohnung gibt es eine Augenweide und Bienengesumm.

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Über den Referenten: Marcus Haseitl war früher aktives UIP-Vorstandsmitglied und wohnt jetzt in Bad Grönenbach. Er ist Imker und als Referent bundesweit aktiv im „Netzwerk Blühende Landschaft“. Er leitet das Projekt „Bad Grönenbach blüht auf – für Biene, Hummel, Mensch & Co“ in Zusammenarbeit mit Gemeinde und Kurverwaltung und ist Mitinitiator der landkreisweiten Schulaktion im Unterallgäu „Schulen blühen auf“ und aktives Mitglied von mellifera e. V.

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