Der Regen war schnell vergessen bei dem Streifzug an die Ammer, den Julia Prummer (LBV München) am Pfingstsamstag mit neun Wetterfesten im Rahmen der LBV-Aktion „Das blaue Band“ unternahm. Auf Einladung der Umweltinitiative Pfaffenwinkel zeigte sie, was an der Ammer toll und erhaltenswert ist.
Wie tief sich der Wildfluss bei Peiting eingegraben hat, konnten die Wanderer auf dem steilen Weg erleben, der vom Wanderparkplatz zum Kalkofensteg hinunterführt. Unterwegs beeindruckten die Sinterterrassen, die ihre Entstehung dem kalkhaltigen Quellwasser verdanken, das dort aus dem Hang austritt und in Mulden stehen bleibt. Der Kalk setzt sich als zerbrechliche Kruste auf Laub und Pflanzenresten ab und bildet die typischen Stufen aus. Das Moos auf den Terrassen ist nicht nur sehr schön anzuschauen, sondern auch für deren weiteres Wachstum wichtig. Deshalb bestaunten die Wanderer dieses Naturphänomen nur aus respektvoller Entfernung.
Viel Totholz steht und liegt in dem „Urwald“ neben dem Pfad. Es schenkt dem Wald seinen unverwechselbaren Geruch und bildet die Lebensgrundlage für Insekten, Pilze und Spechte. Ein Grünspecht ließ sogar seinen Ruf vernehmen, der wie monotones Lachen klingt. Und die Teilnehmer wissen nun auch, wie Fichtenspitzen schmecken.
Die Biodiversität im Auwald ist vergleichbar mit der im tropischen Regenwald. Er ist der Lebensraum und ein Verbreitungskorridor für seltene Tiere und Pflanzen. Damit er erhalten bleibt, muss die Ammer hin und wieder über die Ufer treten und ein Austausch stattfinden zwischen Auwald und Fluss. Am Schnalzwehr, das hoffentlich auch eines Tages renaturiert oder zumindest in eine raue Rampe verwandelt wird, existieren immerhin eine künstliche Verbindung zwischen Altwasser und Ammer sowie eine Fischaufstiegshilfe.
Naturbelassene Ufer braucht auch der Biber, damit er nagen kann, ohne Schaden anzurichten. Die Biberpopulation reguliert sich selbst, da zweijährige Biber ihre Eltern verlassen und auf der Suche nach einem eigenen Revier oft mit Rivalen kämpfen müssen. Häufig gehen diese Kämpfe für einen der beiden Kontrahenten tödlich aus. Viele Jungbiber verunglücken auch im Straßenverkehr.
Vom Biber waren an diesem Vormittag nur Fraß- und Rutschspuren zu sehen sowie ein Damm, der vielleicht auch als Wohnstatt dient oder gedient hat. Zum Anfassen hatte Julia Prummer ein Biberfell dabei mit Pfoten und „Kelle“. So wird der abgeflachte, breite Biberschwanz genannt, der als Steuer dient und zur lautstarken Warnung auf die Wasseroberfläche geklatscht wird. Das Fell hat am Bauch 23.000 Haare pro Quadratzentimeter und am Rücken immerhin noch halb so viele, aber dafür wesentlich längere Haare. Die Hinterpfoten haben Schwimmhäute und die Vorderpfoten sind geschickt wie Hände. Dass der Biber Bäume fällen kann, verdankt er seinen vier Vorderzähnen. Sie wachsen nach und schärfen sich beim Nagen, weil sie an der Vorderseite eine Eisenoxidschicht tragen, die ihnen ihre typische orange-rote Färbung gibt. Der Biber ist das größte Nagetier Deutschlands und als solches verwandt mit dem Eichhörnchen. Er nagt die Bäume an, weil er keinen Winterschlaf hält und im Winter von Rinde und den zarten Zweigen in der Baumkrone lebt. Und die kann er nur erreichen, wenn ein Baum umgefallen ist.
Diese Exkursion war der erste Teil der Aktion, die die Umweltinitiative Pfaffenwinkel im Rahmen des „Blauen Bandes“ plant: Als Nächstes wird es während der Grillsaison ein „Ramadama an der Ammer“ geben. Aus dem gesammelten Müll soll später mit Unterstützung der Böbinger Bildhauerin Andrea Kreipe ein Kunstwerk entstehen. Präsentiert wird dieses Objekt bei der Abschlussveranstaltung zum „Blauen Band“ in Weilheim, die auf Sommer 2017 verschoben worden ist. Teilnehmen können an der UIP-Aktion alle, die Lust haben, und hoffentlich kommen wieder Menschen, die noch nicht lange bei uns wohnen, so wie Najibullah und Tayib, die dieses Mal dabei waren.
Die Termine werden im OHA und auf der Homepage der Umweltinitiative Pfaffenwinkel bekannt gegeben.