Wer heimische Pflanzen in seinem Garten blühen lässt und morsches Holz duldet, hilft den Wildbienen, von denen mehr als 500 Arten in Deutschland heimisch sind. Viele von ihnen leben in unserer unmittelbaren Nachbarschaft oder würden hier leben, wenn wir ihnen (wieder) geeignete Bedingungen schaffen würden. Der Botaniker und Wildbienen-Experte Dr. Andreas Fleischmann zeigte in seinem Vortrag am 6. April im Peitinger Sparkassenforum sehr anschaulich und unterhaltsam, warum die Wildbienen Weiden und Schlehen, Glockenblumen, Disteln und Natternkopf brauchen.
Wildbienen bilden keine Staaten. Jedes Weibchen ist eine Königin und nur sie überwintert (meist unterirdisch). Deshalb müssen Wildbienen keinen Wintervorrat anlegen und verteidigen. So kommt es, dass sie weit weniger aggressiv sind als Honigbienen, deren Wildform übrigens ausgestorben ist. Dennoch sammeln die Wildbienenweibchen Pollen als Starthilfe für ihre Larven, die damit manchmal sogar mehrere Winter überstehen. Da Wildbienen – anders als die Honigbienen – den Pollen trocken an ihren Beinchen, ihrem Bauch oder sogar Rücken sammeln, sind sie besonders gute Bestäuber. Das liegt auch daran, dass viele Arten lange auf einer Blüte sitzen und das gesamte Nahrungsangebot nutzen, also sowohl den Pollen als auch den Nektar, der den Wildbienen als „Flugbenzin“ dient.
Die Männchen haben längere Fühler, weil ihre einzige Aufgabe darin besteht, Weibchen zu finden und zu begatten. Sie sind meistens kleiner und leben nur sehr kurz. Sobald sie geschlüpft sind, dürfen sie nicht mehr in ihr Nest, sondern schlafen einzeln oder im Knäuel mit anderen Männchen gut getarnt auf Grashalmen und in Blüten.
Kunstvoll verschlossene Hohlräume in morschem Holz, Felsspalten oder Sand schützen die meist einzeln abgelegten Eier und später die Larven vor Parasiten, Schlupfwespen und Vögeln. Die Schneckenhaus-Biene zum Beispiel legt jeweils ein Ei in ein mit Blättern verschlossenes Schneckenhaus, das sie tarnt, damit Drosseln es in Ruhe lassen.
Etwa ein Viertel aller Wildbienenarten sind Kuckucksbienen, die ihre Eier in fremde Nester legen. Sie sind besonders vom Aussterben bedroht, weil sie darauf angewiesen, dass die jeweils zu ihnen passende Art überlebt. Ihr Körper ist nicht behaart, weil sie keinen Pollen sammeln.
Wer im Garten oder auf dem Balkon an einem sonnigen, wettergeschützten Platz Nistmöglichkeiten schaffen will, findet im Internet Anregungen. Wichtig ist, dass die Röhren zehnmal so lang sind wie der Durchmesser. Hilfreich sind auch möglichst geneigte Brachflächen.
Unter den Wildbienen gibt es Spezialisten, die nur von einer Pflanzenart Pollen sammeln, und Generalisten, die sich über alle nicht gefüllten Blüten freuen: Ehrenpreis, Bitterkraut, Storchschnabel, Flockenblumen, Klee, Wicken, Sonnenröschen und viele andere.
Zum Schluss zeigte Stephan Jüstl, Gebietsbetreuer von Lebensraum Lechtal e.V., der zusammen mit der Umweltinitiative Pfaffenwinkel zu dem Vortrag eingeladen hatte, wie wichtig die Wildbienen am Lech für den streng geschützten Frauenschuh sind. Denn dieser braucht offenen Boden für seine feinen Samen, die aber erst entstehen, wenn die Blüte von der Rotschopfigen Sandbiene bestäubt worden ist und die braucht zum Nisten ebenfalls unbewachsenen Boden. Um diese Bedingung herzustellen, weiden Schafe oder Rinder in den schütteren Kiefern- und Wacholderwäldchen am Lech und sichern so das Überleben der Rotschopfigen Sandbiene und des Frauenschuhs.