Und wieder hat es der Lech geschafft, das Schongauer Sparkassenforum zu füllen! Das ist Heinz Förder zu verdanken, der den Mut hatte, über den bayerischen Lech einen Film zu machen, obwohl doch das Tiroler Drittel unseres „Heimatflusses“ (wie Hans Schütz ihn gerne nennt) viel fotogener ist. Aber wie der Untertitel des Films zeigt, ging es nicht nur um die Schönheit: „Der bayerische Lech. Gefürchtet – geliebt – gefangen“.
Altes Fotomaterial macht deutlich, warum der Fluss gefürchtet war wegen seiner Hochwasser, aber auch bei den Flößern, die einen gefährlichen Weg zurücklegten, wenn sie Waren von Füssen nach Augsburg und sogar bis Wien transportierten. Als mit dem Ludwig-Main-Donau-Kanal eine Verbindung zwischen Main und Donau geschaffen worden war, liebäugelte man sogar damit, auch den Lech schiffbar zu machen und an diesen neuen Handelsweg anzuschließen. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde beim Versuch, die Hochwasser einzudämmen und gleichzeitig den Energiehunger zu stillen, dem Lech seine Wildheit geraubt: Er wurde gefangen. Und niemand wusste, wie sich diese einschneidenden Maßnahmen auswirken würden auf den Fluss und seine Umgebung. Der Film schildert den vergeblichen Kampf um die Illasbergschlucht ebenso wie die erfolgreiche Verteidigung der Litzauer Schleife.
Dargestellt werden auch die Folgen der Übernutzung des Lechs: Das schützende Geschiebe aus den Bergen fehlt und so kann sich der Fluss eintiefen und droht, die Flinzschicht zu durchstoßen und ins Grundwasser einzudringen. Weil dem Fluss die Dynamik fehlt, verlanden die Stauseen. Dem Lech muss geholfen werden. Offen blieb (auch in der anschließenden Diskussion), wie dies geschehen kann.
Könnten nicht die Kraftwerkbetreiber, die seit Jahrzehnten Profit machen mit diesem Fluss, einen Beitrag leisten, wenn es darum geht, dem Lech mehr Freiheit zu gewähren? Zu ökologischen Verbesserungen sind die Lechwerke, die die Kraftwerke nördlich von Augsburg betreiben, eher bereit als E.ON. Dieses Unternehmen vermeidet jeden Umbau, denn damit müssten gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie Maßnahmen zum Erreichen eines guten Zustands des Gewässers einhergehen. Nach eigener Aussage will E.ON nach Ablauf der Konzession, also nach 90 Jahren gewinnbringender Nutzung des Lechs, „den Schlüssel abgeben“ und die Aufarbeitung der Schäden der Allgemeinheit überlassen. Da ist das letzte Wort hoffentlich noch nicht gesprochen.
Trotz allem hat sich der Lech einen Rest seiner Schönheit bewahrt. Der Film zeigt, was alles entlang diesem geschundenen Fluss heute noch wächst und zu bewundern ist auf den Kiesbänken, den Heiden und in den Auwäldern. Dass solche Biotope bewahrt und miteinander (und auch wieder mit dem Fluss) verbunden werden müssen, macht dieser sehenswerte Film bewusst.