Auffällig ist die Lärche vor allem im Herbst wegen ihrer wunderschönen goldenen Herbstfärbung. Denn um sich vor Frost zu schützen, zieht sie im Herbst alle wichtigen Nährstoffe aus den Nadeln ab. Die verfärben sich und fallen schließlich ab. Die Krone der Lärche ist im Winter voller kleiner Zapfen, aber ansonsten „nackt“. Das unterscheidet die Lärche von allen anderen heimischen Nadelbäumen. So erklärt sich auch der zweite Teil des wissenschaftlichen Namen Larix decidua, der von dem lateinischen Wort decidere abgeleitet ist und das heißt „herunterfallen“.
In Schottland wird die Lärche oft „Lady“ genannt. Ist sie nicht tatsächlich die Femininste unter den Nadelbäumen? Ihre zwei bis drei Zentimeter langen Nadeln sind weich und schmal und ihre Zweige bewegen sich grazil im Wind. Wie Arme wachsen die Äste waagerecht aus dem Stamm und biegen sich an den Enden elegant nach oben. Von diesen Hauptästen hängen feine Zweige senkrecht herab. Manchmal entwickelt eine Lärche auch Wasserreiser.
Solange die Lärche jung ist, hat sie einen biegsamen Stamm und der erweist sich bei Lawinenabgängen im Gebirge als Vorteil. Die Stammbasis ist deshalb in Hanglagen oft säbelartig gebogen. Manchmal findet man in exponierten Lagen malerisch gekrümmte Lärchen. Wenn sie mehrere Stämme ausbilden, werden sie „Kandelaberlärchen“ genannt.
Wie bei allen Nadelbaumarten sind die Blüten windbestäubt und zunächst sehr unauffällig, wenn sie im April oder oft schon im März zum Vorschein kommen. Die weiblichen Zapfenblütenstände sind aufwärts gerichtet und können zur Blütezeit dunkelrot werden, die männlichen Blüten sind schwefelgelb und hängen herab.
Die leicht länglichen, maximal vier Zentimeter langen Zapfen stehen aufrecht mehrere Jahre am Baum, deshalb findet man immer neue und alte hintereinander aufgereiht an den Zweigen. Beim Trocknen nach der Reife öffnen sie sich nur wenig und schließen sich bei kühlem und feuchtem Wetter wieder, sodass die Samen (etwa 50 Stück je Zapfen) erst nach und nach über zwei bis drei Jahre verteilt aus den Zapfen herausfallen.
Die Rinde zeigt im Alter eindrucksvolle Plattenstrukturen, die rötlich-braunen Borkeschuppen werden sehr dick. So ist die Lärche gut gegen Verbiss geschützt.
Die Europäische Lärche kann mehr als tausend Jahre alt werden und dabei einen Stammdurchmesser (in Brusthöhe) von zwei Metern und mehr erreichen.
Als Pionierbaumart besiedelt die Lärche, die wenig Ansprüche an den Boden stellt, gern Kahlflächen. Ihr gefällt es überall, wo sie viel Licht bekommt. Sie ist nämlich eine Lichtbaumart. Aber „nasse Füße“ und zu viel Luftfeuchtigkeit mag sie nicht.
Sie kann sich besonders gut an widrigste Lebensbedingungen anpassen und ist ausgesprochen frosthart: Kälte bis minus 40 Grad Celsius hält sie aus und ihre Samen sogar noch viel mehr. Deshalb wächst sie gern im Mittel- und Hochgebirge und zwar sogar noch in 2300 m Seehöhe. Da findet man sie oft in Gesellschaft von Fichten, Zirben, Tannen, und Buchen.
Aufgrund ihres hohen Lichtbedarfes ist die Europäische Lärche während der Rückwanderung nach den Eiszeiten von anderen Schattenbaumarten in besondere Nischen gedrängt worden, in denen Letztere nicht mehr so gut wachsen. Deshalb überlebte sie nur in kleinen Arealen im Hochgebirge (in den Alpen und den Karpaten) und als Sudeten- und Polenlärche im Mittelgebirge und Hügelland.
Grünspechte und Fichtenkreuzschnäbel mögen Lärchen, laichende Grasfrösche suchen gerne Schutz unter der Lärchenstreu (also den abgefallenen Nadeln), die sich nur langsam zersetzt.
Luftverschmutzung (außer Ozon) hält die Lärche gut aus, wahrscheinlich weil sie die Nadeln jedes Jahr abwirft. Sie kann in Städten sogar die Luftqualität verbessern.
Lärchenholz ist eines der wertvollsten und härtesten heimischen Nadelhölzer und besonders dauerhaft wegen seinem hohen Harzgehalt. Deshalb kann man es sogar unbehandelt im Außenbereich verwenden, z.B. für Fassadenverkleidungen, Brücken, Masten, Zaunlatten und Holzpflaster. Auch für Dachschindeln und Wasserleitungen, für Kübel und Bottiche eignet sich Lärchenholz.
In Gärten und Parks ist die Lärche sehr beliebt: Sie lässt viel Licht durch und wirft im Winter kaum Schatten. Im Frühling treibt sie früh aus und im Herbst verfärbt sie sich spät und leuchtet schön.
Aus dem Harz der Europäischen Lärche lässt sich ein wertvolles Terpentinöl gewinnen, das als Grundlage für eine Heilsalbe dient. Sie hilft bei Rheuma, Nervenbeschwerden und Atemwegserkrankungen. In der Bachblütentherapie hilft „Larch“ zur Stärkung des Selbstvertrauens. Grüne Lärchennadeln oder junge Triebe als Badezusatz wirken entspannend.
Im Volksglauben galt die Lärche als Heimstatt wohlgesonnener Waldfeen, im Altertum war sie daher heilig. Diese Waldfeen geleiteten verirrte Wanderer auf den rechten Weg und halfen den Armen. Die Lärche wird vor allem im Gebirge oft als Hausbaum gepflanzt, weil sie angeblich vor bösen Geistern, Blitzeinschlägen und anderem Unheil schützt.
Quellen: www.baum-des-jahres.de
Th. Geburek: „Larix decidua“ in: A. Roloff, H. Weisgerber, U. Lang und B. Stimm:
Bäume Mitteleuropas. Wiley: Weinheim 2010, 431-450.